Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis auf Föhr
... so weit der Himmel ist ...

Kleiner Rundgang durch den Friesendom

St. Johannis von Südosten.

Die Kirche St. Johannis lässt schon von außen ihre einschiffige Anlage über kreuzförmigem Grundriss erkennen. Zwischen das gestreckte Langhaus und den etwas schmaleren Chor mit Apsis wurde ein Querhaus eingezogen. Für eine Landkirche ist dies ungewöhnlich.
Der Turm im Westen scheint für die Größe der Kirche fast klein geraten.


Blick durch das Langhaus auf den Altar.

Im Inneren ist durch einen Chorbogen deutlich die Trennung zwischen Langhaus und Vierung und Chor zu erkennen. Während das Langhaus mit einer Holzdecke abgeschlossen ist, finden sich in den östlichen Teilen Gewölbe.

Die Kirche ist das Ergebnis einer deutlichen Erweiterung eines Vorgängerbaus, die im frühen 13. Jahrhundert begann. Wie die anderen beiden Föhrer Pfarrkirchen (St. Nicolai in Boldixum und St. Laurentii in Süderende) wurde St. Johannis 1240 erstmals erwähnt. Sie war die Hauptpfarrkirche von Föhr und Amrum. Möglicherweise war sie im 12./13. Jahrhundert Sitz eines Bistums names Frisia - daher auch die Bezeichnung als "Friesendom".  

Der alte Taufstein. 

Das älteste und wertvollste Kunstwerk der Kirche ist die Taufe aus Granit. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und war mit Sicherheit schon Teil der Vorgängerkirche. Der Stein stammt aus Gotland und wurde wahrscheinlich in einer größeren Steinmetzschule hergestellt. Noch heute erkennt man deutlich die Mühe, die der Künstler gehabt hat, dem harten Material Form und Gestaltung abzugewinnen. Eine Folge von Bildern erzählt von Bedrohung und Bewahrung der menschlichen Kreatur.

Der Altar.

Der prächtige Schnitzaltar ist sehr wahrscheinlich im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in einer regionalen Werkstatt entstanden und wenig später nach Föhr gekommen. In geöffnetem Zustand zeigt der Flügelaltar im Zentrum Maria und Christus. Die Mutter Jesu hält die Augen andächtig geschlossen und die Hände zum Gebet zusammengelegt, während Christus mit der goldenen Krone aus lauter Kreuzen und der Weltenkugel in der Hand ihr die Himmelskone aufsetzt. Links neben Maria ist der Patron der Kirche - Johannes der Täufer - dargestellt. Die Figur rechts neben Jesus zeigt vermutlich Papst Silvester I (Amtszeit 314-335). Die übrigen Figuren stellen die zwölf Apostel dar.

Geschlossen zeigt der Altar zwei besonders schöne Ölgemälde aus dem 15. Jahrhundert. Beide zeigen Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers.
Auf der linken Tafel predigt Johannes am Jordan. Ihm zu Füßen sitzen Maria und Jesus als Kind - nach den biblischen Erzählungen war Johannes allerdings ein halbes Jahr älter als Jesus, der also als erwachsener Mann zu ihm an den Jordan kam.
Auf der rechten Tafel ist zu sehen, wie Johannes sein Name gegeben wird: Sein Vater Zacharias muss den Namen Johannes aufschreiben, weil ihm die Ankündigung der Geburt die Sprache verschlagen hatte. Als der Sohn seinen Namen hat, kann der Vater wieder sprechen.

Johannes der Täufer siegt über Herodes.

Aus dem 15. Jahrhundert stammt die einzigartige Darstellung des Täufers. Aus Holz geschnitzt und anschließend bemalt steht der Namenspatron der Kirche überlebensgroß rechts neben dem Altar am Südfenster des Chorraumes. Typisch für die mittelalterliche Darstellung sind das lange Haar, der wilde Bart, der rauhe Kamelhaarmantel und der Zeigefinger der rechten Hand, der auf das Lamm Gottes hinweist.
Ungewöhnlich an der Johannesdarstellung ist die kleine Figur unter den Füßen des Täufers: Es ist König Herodes Antipas, der Tetrarch, dessen Macht(missbrauch) Johannes der Täufer kritisierte, wofür er mit dem Leben bezahlen musste. Der Künstler des Mittelalters stellt diesen geschichtlichen Vorgang auf den Kopf und lässt Johannes überlebensgroß als Sieger erscheinen.


Die Kanzel von 1618.

Nach der Einführung der Reformation wurde die Predigt im Gottesdienst immer wichtiger. Die Gemeinde sollte die Auslegung der Schrift hören und so kam es 1618 zur Stiftung der Kanzel im Stile der Renaissance. Sie hat die Form einer kleinen Empore, deren Mitte dreiseitig vorspringt. Eine strenge architektonische Gliederung durch Pilaster, breiten Sockel und Gebälk in antiker Form fasst Felder ein, in denen unter Bogenstellungen Flachreliefs die Heilsgeschichte Jesu Christi vor Augen führen. Über den Bildtafeln steht die Bibelstelle, darunter in altem Niederdeutsch ein Kommentar.
Über dem Aufgang steht noch heute die Jahreszahl und darunter die Namen der Stifter: Herzog Friedrich von Schleswig und Holstein, Präfect van der Wisch von Tondern, Propst Johannes Mauritius von Tondern und Jacob Boetius (Boysen), Pastor der Gemeinde von 1604 -1629.